Die Kirche St. Michael Dingelbe
In Dingelbe fand im Jahre 1232 ein großer Gerichtstag des Bistums Hildesheim statt. Dieses wichtige Ereignis könnte Grund zu der Annahme sein, dass damals eine eigenständige Pfarrei mit einer Kirche oder Kapelle bestand. Im Jahre 1371 wird ein Geistlicher in Dingelbe erwähnt. In der Baugeschichte der Kirche spiegeln sich viele Jahrhunderte wider, denn der Turm, das Langhaus mit Tonnengewölbe, das Querhaus mit Holzbalkendecke und die Apsis sind zu unterschiedlichen Zeiten entstanden. Dabei ist der nach Westen weithin sichtbare Turm aus dem 15. Jahrhundert der älteste Teil des Gotteshauses. Das Langhaus, 1786 erbaut, steht auf den Fundamenten des vorherigen Kirchenschiffes. Die Errichtung einer neuen Kirche dauerte jahrelang und war vom Wohlergehen der Dorfbewohner - vom guten oder schlechten Ernten - abhängig.
Im Jahre 1899 erfolgte eine Erweiterung der Kirche durch den Anbau von Querhaus, Chor und Apsis im neoromanischen Stil. Am 24. Juli 1911 wurde sie von Bischof Adolf Bertram konsekriert. Sie verfügte nun über 350 Sitzplätze. Kirchenpatron wurde der heilige Michael, der als Schutzpatron Deutschlands und als Patron der von Bischof Bernward gebauten Michaeliskirche und des von ihm gegründeten Michaelisklosters in Hildesheim große Bedeutung hatte.
Das Innere der Kirche erfuhr, besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mehrfach eine Umgestaltung. Der größte Eingriff geschah in den 1970er Jahren. Altar, Kanzel, Seitenaltäre, Kronleuchter und Wandmalereien wurden entfernt, der Innenraum der Kirche völlig neu gestaltet. 1973/74 erhielt das Gotteshaus, angefangen in Querschiff und Chor und ein Jahr später im Langhaus, neue Fenster. Sie sind nach Entwürfen des Graphikers und Designers Prof. Paul König, Hildesheim, von dem Borsumer Bau- und Kunstschlosser Hans-Bernhard Flentje gearbeitet und von Glasermeister Rudolf Garms, Hildesheim, in Antikglas in den Farben Blau, Gelb und Orange verglast worden.
Auch der neue Altar, die Tabernakelstele, der Ambo, das Hängekreuz im Bogen zwischen Chor und Apsis, der Taufstein mit Becken und die Marienstele sind nach Entwürfen von Prof. Paul König entstanden. Ebenso drei Altarleuchter, sechs Standleuchter, der Osterleuchter, das ewige Licht mit Rubinglasaufsatz, vier Leuchter an der Marienstele, die Weihwasserbecken und die Wandleuchter. Altar, Tabernakelstele, Taufstein und Marienstele sind aus Muschelkalk-Kernstein vom Natursteinbetrieb Kernbach aus Nordstemmen gefertigt und zum großen Teil fein geschliffen worden. Die Metallarbeiten, auch die Verkleidungen, ausgeführt von Schlossermeister Karl Kaufhold, Hildesheim, bestehen aus Kupfer – der Tabernakelschrein aus Stahl – und sind mit einer silberhaltigen Bronzelegierung überzogen. Bergkristalle in unterschiedlichen Größen und Einlegearbeiten aus Email – hier beherrscht die Farbe Blau das Bild – zieren durchgängig die sakralen Gegenstände.
In der Mitte des Langhauses steht rechts die Dublette einer gotischen Pieta. Das Original befindet sich als Dauerleihgabe im Dom-Museum in Hildesheim. Laut eines Gutachtens der Firma A. Ochsenfarth aus Paderborn werden die Jahre zwischen 1410 und 1450 als Entstehungszeit angenommen. Ihr genau gegenüber ist die Figur des hl. Michael in Ritterrüstung als Streiter wider den Teufel zu sehen. Die Kreuzwegstationen, ebenfalls im Langhaus, malte gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Historienmaler Friedrich Eltermann aus Hildesheim. Im vorderen Vierungsbogen steht links auf einer Konsole der hl. Franziskus. Hier dargestellt mit Kreuz, Buch und, zu seinen Füßen, einem Totenschädel. Auf der rechten Seite ist der hl. Josef mit Kind zu sehen. Im linken Teil des Querhauses steht an der Ostwand die Marienstele. Die Figur Maria mit Kind, aus der alten Kirche übernommen, hatte ursprünglich keinen Strahlenkranz. Sie bekam die Mandorla bei ihrer letzten Restaurierung.
Die Orgel mit neoromanischem Prospekt auf der Empore im westlichen Teil der Kirche wurde 1904 von der Orgelbauwerkstatt Furtwängler & Hammer aus Hannover gebaut. Im Turm befinden sich zwei Klanggussglocken, die 1948 bei der Firma Weule in Bockenem gegossen wurden. Sie sind auf die Töne Dis und Fis gestimmt. Eine dritte Glocke, die sogenannte Michaelsglocke, ist eine auf Gis gestimmte Bronzeglocke von 1920.
Quellen: R. Hartmann, 200 Jahre St. Michael Dingelbe, Kath. Pfarramt St. Michael Dingelbe, 1986. Gemeindeheimatpflege Schellerten, Unbekanntes entdecken - Kirchen in der Gemeinde Schellerten, 2010.
Fotos: Fotoarchiv Gemeinde Schellerten, Tobias Althoff und Annelie Leinemann Dr. Klemens Heidland, Ortsheimatpfleger Dingelbe